# Johannes auf Patmos / Szenen der Passion Christi
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Inventarnummer: 1647A
Beschreibung
In ’s-Hertogenbosch, das seit 1184 Stadtrechte besaß und damals zum Herzogtum Brabant gehörte, lebte und arbeitete Hieronymus Bosch, der eigentlich Hieronymus van Aken hieß, da seine Vorfahren aus Aachen stammten. Nach seiner Vaterstadt, die er zeitlebens nicht verlassen hat, nannte er sich später Bosch. Sein Name, der neben denen der größten niederländischen Künstler zu nennen ist, hat ’s-Hertogenbosch der Provinzialität entrissen und in die Annalen der Kunst eingehen lassen. Zu den Bewunderern seiner Kunst gehörten Philipp der Schöne, Herzog von Burgund und Brabant, Margarete von Österreich, Statthalterin der Niederlande, der Kardinal Grimani in Venedig, Diego de Guevara, Schatzmeister der Margarete von Österreich, und König Philipp II. von Spanien. Vor allem Philipp II. hat die Faszination der Kunst Boschs, dessen Werke er in seinen Privatgemächern im Escorial aufstellen ließ, besonders tief empfunden. Die bemalte Tischplatte mit den sieben Todsünden und den vier letzten Dingen (Madrid, Prado) hat den strenggläubigen König zu immer neuen Betrachtungen angeregt. Auch in seiner Sterbestunde stand sie ihm als »memento mori« vor Augen. In der Tat steht Bosch hinsichtlich der Themenstellungen und künstlerischen Gestaltung seiner Bildwelt völlig für sich allein. Selten hat ein Künstler den Betrachter seiner Werke auf so unmittelbare Weise anzusprechen versucht, ihm die Torheit und Schlechtigkeit der Welt und die aus den Todsünden erwachsenden Folgen so direkt vor Augen geführt. In vielen seiner Werke erscheint Bosch als ein Moralist im christlichen Sinne. Seine Darstellungen menschlicher Verirrungen sind Ausdruck einer Zeit, die das un - mittelbar bevorstehende Ende der Welt und die Schrecken des Jüngsten Gerichts vorausfühlte und nicht begriff, daß sich die Menschheit nicht bekehrte, sondern dem Diesseits mit aller Intensität hingab. In dieser Hinsicht ist das Werk Boschs zugleich eines der eindrucksvollsten Zeugnisse für die geistige Einstellung des Menschen am Ende des 15. Jahrhunderts, kurz vor Beginn des Zeitalters der Reformation. Die überlieferten Themen, Szenen aus dem Leben und der Passion Christi sowie Szenen aus dem Leben der Heiligen, hat Bosch mit großer Eindringlichkeit, jedoch in weitgehender Abhängigkeit von der ikonographischen Tradition behandelt. Dennoch begegnet uns auch hier ein Aspekt, den es vorher in dieser Form nicht gab. Die Sphäre des Heiligen ist umgeben von einer Welt, deren beherrschende Lebensform böse ist. Die Erde wird von Dämonen bevölkert, die aus menschlichen, tierischen und leblosen Teilen zusammengesetzt sind und ungeachtet aller Lebensferne dennoch lebensfähig sind. In dieser Umgebung erscheinen auch die Heiligen in sich gekehrt und duldend in stiller Standhaftigkeit. Diesen Eindruck vermittelt auch Boschs Johannes auf Patmos, ein Bild, dessen Deutung sich uns relativ leicht erschließt. Dargestellt ist Johannes, den das Mittelalter mit dem Verfasser der Apokalypse identifizierte. Er sitzt auf der mit Gras bewachsenen Böschung eines hohen Berges, das geöffnete Buch auf dem Knie, die Schreibfeder in der rechten Hand haltend. Das jugendliche Antlitz ist im Profil zum Himmel emporgerichtet. Hinter dem Heiligen erstreckt sich eine weite Landschaft, die sich in dunstiger Ferne verliert. Ein schlanker Baum im Mittelgrund verdeutlicht die Tiefe des Landschaftsraumes mit seiner Fülle von Einzelmotiven. Wir erblicken einen breiten Strom mit buchtenreichen Ufern, Hügel, Wälder, Wiesen, einen Bauernhof und eine Stadt am Horizont. Es ist eine friedvolle Landschaft, die weniger an die griechische Insel Patmos als an die Ebene des Niederrheins, die Gegend um Arnhem oder Nijmegen erinnert. Die genauere Betrachtung zeigt allerdings, daß der Friede trügerisch ist. Schiffe stranden und versinken brennend unfern des rettenden Ufers, an dem der Radgalgen des Hochgerichts als wenig tröstliches Zeichen aufragt. Von all dem scheint der Heilige nichts zu merken. S
Material/Technik
Eichenholz
Maße
Bildmaß: 62,80 x 43,20 cm Johannes; Bildmaß: 63,00 x 43,30 cm Passion; Rahmenaußenmaß: 74,90 x 55,50 x 7,50 cm
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- Gemalt ...
+ wer: [Hieronymus Bosch (1450-1516)](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=people&id=52341)
+ wann: 1500 [circa]
+ wo: [’s-Hertogenbosch](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=oak&ort_id=18211)
## Links/Dokumente
- [Das Objekt bei SMB-digital](http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=869697)
## Schlagworte
- [Bild](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=23451)
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Stand der Information: 2021-11-02 21:15:59
[CC BY-NC-SA @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
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- http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=869697&resolution=superImageResolution#1045987